Hast du dir auch schonmal einen Wolf nach dem richtigen Bild gesucht?
Wenn trotz stundenlanger Suche Foto-Datenbanken nichts hergeben, alles einfach nicht zusammenpasst oder dein Thema so einzigartig ist, dass Fotografie es nicht wiedergeben kann, kommen meine Kunden zu mir und wünschen sich Illustrationen, die ihr Thema auf den Punkt bringen. Oder einfach, weil sie was Handgezeichnetes einfach viiiiiel schöner finden, Nutzungsrechte klar haben wollen und es ihre Marke unterstreicht.
In diesem Beitrag geht es vor allem darum, wie du starke Bilder für Webseite und Co beauftragst, ohne dass du Geld und Zeit verschwendest. Ich zeige dir…
- Welche Infos ich von meinen Auftraggeber*innen brauche, um effizient und kreativ zu arbeiten
- Warum diese Infos wichtig sind für punktgenaue Bilder bzw. Illustrationen
- Mein persönlicher F**k up als ich in meiner Anfangszeit kein gutes Briefing eingefordert habe
- Briefing Checkliste für Auftraggeber zum Download
Du möchtest gern ein individuell gezeichnetes Bild (eine Illustration) nutzen?
Wunderbar! Ich gratuliere dir, denn du wirst ein einzigartiges, speziell für dich gestaltetes, handgezeichnetes Bild bekommen. Um beim Thema zu bleiben, möglicherweise so eins oder eine ganze Serie davon:

Damit ich ein starkes Bild für dich zeichnen kann, rate ich dir dazu, das ganze als Projekt zu sehen und von Beginn an gut vorzubereiten. Das nennt sich #Briefing.
Denn ansonsten passiert es schnell, dass dein Dienstleister (ich) liefert und liefert und du als Auftraggeber jedes Mal sagst “das hab ich mir anders vorgestellt”.
Lass uns mal starten mit der Frage: Was ist KEIN Briefing?
“Kannst du uns ein Plakat machen? Wir brauchen neue Mitarbeitende und wollen gern eins mit was Gezeichnetem.”
Wenn ein Briefing so “kompakt” ist, habe ich noch zig Fragen. 🙂 Meistens treffe ich mich mit meinen Kunden (Entscheider*innen) zu einem Briefing-Zoom, denn woher sollte jemand wissen, was ich alles recherchiere, bevor ich den Stift schwinge?
Im genannten Beispiel mit dem Plakat ist zumindest das Ziel erkennbar: neue Kolleg*innen rekrutieren. Auch die Nutzung (Print, Plakat) ist zumindest im Ansatz definiert. Doch es fehlt einiges.
Stattdessen gehören die folgenden Fragen in ein Briefing:

- Welche Botschaft wollt ihr vermitteln und welches Ergebnis soll erreicht werden?
- Wie ist es aktuell, was hat bisher nicht funktioniert?
- Wer seid ihr als Unternehmen? Was ist das Besondere? Welche Werte und Philosophie vertretet ihr?
- Was kann euer Unternehmen/ Produkt/ unsere Leistung, welchen Nutzen hat es?
- Wer kauft euer Produkt/ die Leistung? Welche Bedürfnisse und Herausforderungen hat die Zielgruppe?
- Welches Preisniveau, welche Bewertungen liegen vor?
- Welche Nutzung plant ihr (Medien, Kanäle)?
- Wer macht welchen Text dazu?
- Welches Budget ist geplant? Wann soll es fertig sein?
Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Deswegen ist von Beginn an wichtig, dass du meinen Stil magst.
Die meisten kennen meinen Stil, weil sie mich schon beim Zeichnen (#GraphicRecording) gesehen haben, mein Portfolio vorliegen haben oder sich vorher auf meiner Webseite umgesehen haben: Comic- oder #Sketchnote-Stil wird er genannt.
Aber ich kann auch sehr realistisch zeichnen oder etwas wilder im Urban Sketching Stil. Manche Kunden legen Wert auf schwarz-weiss Zeichnungen oder wollen nix digital gezeichnetes. Auf jeden Fall kommt bei mir nix aus der Maschine – ich zeichne alles von Hand.

Wie unterschiedlich das sein kann, siehst du am Beispiel eines Maiskolbens, den ich in 6 verschiedenen Stilen gezeichnet habe.
In jedem Fall hilft es mir, wenn mir Kunden Bilder von anderen Künstlern, die ihnen gefallen, zusenden/ zeigen.
Was noch ins Briefing gehört:
Bei Illustrationen für Webseiten zum Beispiel, benötige ich noch weitere Infos. Hierbei geht es insbesondere um technische Sachen wie Pixel, Dateiformate, Platzierung, Art wie z.B. Banner oder Piktogramm, als Infografik oder Schaubild. Mich interessiert auch, wie die Reichweite der Webseite ist.
Bei Drucksachen wie Flyern benötige ich die Mediadaten, damit ich die Dateien druckgerecht anlegen kann. Manchmal arbeite ich auch mit einer Grafikerin zusammen, die hierbei Profi ist.
Erst danach startet mein Kreativprozess.
Meine Coachin und Mentorin wunderte sich neulich, als ich ihr erzählte, welche Recherche und Hintergrundwissen ich mir aneigne, um – in dem Fall- ein Recruiting-Plakat zu designen. Sie sagte „ich dachte, du zeichnest einfach los…“.
Ein Kooperationspartner dachte, dass in meinem Kopf prompt viele Bilder entstünden, wenn ich nur etwas zu einem Thema höre. Ich ließ ihn enttäuscht zurück, als ich sagte, dass dem nicht oder nur selten so ist. Denn ich muss meine kreativen Quellen natürlich erstmal aktivieren!
Ich muss mit jedem Thema erstmal „warm“ werden. Dabei hilft mir ein gutes Briefing. Und im Anschluss beginnt der kreative Prozess im Hirn.
Ich nehme dich nun mit auf einen kleinen, sehr persönlichen Ausflug in meine Anfangszeit als Illustratorin. Mit meinen schmerzlichen Learnings als Zeichen-Anfänger, weil ich kein gutes Briefing hatte…
Am Anfang meiner Karriere als Illustratorin ist es mir passiert, dass ich einfach einen Auftrag angefangen habe, obwohl das Briefing nicht ausreichend war. Ich bin davon ausgegangen, ich wüsste aus dem einen Telefonat schon, was gemeint ist.
Ich sollte eine Character-Figur entwickeln. Einen Helden, der das Produkt des Kunden repräsentiert und „verkauft“.
Aus Diskretionsgründen zeige ich im folgenden keine Beispiele, sondern beschreibe lediglich.
Was ich lediglich wusste: es sollten ein Mann und eine Frau werden, die für Onlinekurse werben/ stehen. Es gab noch ein paar Farbvorgaben. Es sollte irgendwo ein Symbol für Onlinekurse zu sehen sein. Mein Stil war bekannt und es hieß demnach, im Sketchnote-Stil zu zeichnen. Digital. Einsetzbar für Webseite und Präsentationen.
So startete ich mit Entwürfen…
Ich gestaltete und lieferte den ersten Entwurf. Eine gröbere Zeichnung, die die Figuren umriss sowie die Gestik, Pose und Gesichtsausdruck. Die Helden bekamen einen Umhang und eine Powerfaust nach oben bzw. einen Daumen hoch.
Ergebnis nach der Präsentation: Das war zu wenig humorvoll, zu wenig nach Businessfrau/-mann aussehend, hieß es.
Ok, das ist normal, dass im ersten Anlauf nicht alles gleich gefällt. Im nächsten Entwurf kleidete ich dann die Figuren anders, änderte den Gesichtsausdruck, die Pose lockerer und präsentierte erneut. Der Kunde meinte: ach na so hab ich es mir nicht vorgestellt, auch die Farben der Kleidung gehen nicht. Die Frau braucht einen Rock und beide sollen erfolgreich wirken.

Du ahnst es: die nächste Runde folgte und es wurde nicht besser.
Der Rock muss weg, eine Hose und ein Shirt mit einem Emblem von Superman wäre toll. Ach ja, einen Umhang brauchen unsere Helden nicht. Vielleicht könnte der Mann auch fliegen, so als Held?
Ich muss es eingestehen: nach weiteren 2 Runden kamen wir zu keinem befriedigende Ergebnis. Und haben dieses Projekt im Einverständnis abgebrochen. Das war zu Beginn meiner Laufbahn. Ich merkte: der Kunde hatte sich nicht ausreichend Gedanken über seine Avatare gemacht und ich habe nicht ausreichend nachgefragt.
Eine sehr unbefriedigende Situation für beide Seiten. Mein Kunde hat Zeit aufgewendet und einen Teil bezahlt, hatte aber kein Ergebnis. Ich habe viel zu wenig Geld bekommen für viel Arbeit und war unglücklich, dass ich keine Lösung gefunden habe.
P.S. Der Kunde arbeitet immer noch mit mir und es gab schon Folgeaufträge. Denn wir haben darüber gesprochen, damit es besser klappt und ich frage einfach viel mehr nach, wenn es sein muss.

Dein Goodie: Ein Briefingsheet zum Download. Das kannst du leicht abgewandelt, auch für Marketing- oder Fotografenbriefings verwenden.
Zusammengefasst: Ein gutes Briefing…
- spart Zeit und Geld
- reduziert Korrekturrunden
- vermeidet Missverständnisse
- legt Ziele klar fest
- bringt alle auf den gleichen Stand
- bringt das gewünschte Ergebnis
- und die Zusammenarbeit macht Spaß!
Schreibe mir in die Kommentare gern deine Erfahrungen, was gut funktioniert hat, wenn du Dienstleister beauftragt hast.
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